Den ganzen Sommer über habe ich den Ruf des Pizzo Badile gehört. Bis jetzt hatte ich ihn immer irgendwie ignoriert, und vor diesem Sommer war ich noch nie dort gewesen. Ich wollte nicht! Denn, obwohl der Berg praktisch hinter meinem Haus liegt, muss er eine ganz besondere Bedeutung für mich gehabt haben.
Wilde Bergeller Grate – Torrone Überschreitung
Luzia Blum

Mit ihren Erzählungen nimmt uns Luzia mit auf die wilde Grattour zwischen Cima dal Cantun und Monte Sissone. Dazwischen liegt die ganze Torrone-Gruppe, welche den Abschluss des Fornotals bildet. Luzia ist eine Teilnehmerin des Regionalzentrums Bergsteigen Ost. Die Gruppe hat die Tour während einer Ausbildungswoche im Bergell unternommen. Mehr zum RZB Ost findest du ganz unten in diesem Bericht.
Vorbereitungen im Basislager Camping Mulina in Vicosoprano
In Vicosoprano im Bergell, auf dem Camping Mulina starteten wir an diesem Mittag das Sommercamp des Regionalzentrums Bergsteigen Ost. Wir waren neun Teilnehmer – fünf aus dem Kanton Graubünden, zwei aus der Region Thurgau, jemand aus Zürich und ich aus Einsiedeln – und die zwei Bergführer Wendelin Schuler und David Hefti. Wendelin verkündete unser Tourenziel für die nächsten drei Tage: die Überschreitung des gesamten Grates um den Fornogletscher, vom Caciadur bis zum Monte Sissone. Wir trafen alle nötigen Vorbereitungen für die Tour und gingen klettern in einem Klettergarten in der Nähe von Chiavenna. Am Abend kochten wir uns ein Henkersmahl.
Scälin – Cima dal Cantun – Cima del Castello
Die erste Luftseilbahn brachte uns vom Tal hoch zum Albignastausee, von wo wir losgingen in Richtung Albignahütte. Wir passierten die Hütte und folgten dem Wanderweg, der unter dem Biopfeiler vorbeiführte und stiegen weiter auf bis zu unserem ersten Gipfel, dem Caciadur (deutsch: Jäger). Dort seilten wir uns an und betrachteten den Fornogletscher unter uns und die Gipfel drumherum, die uns bevorstanden. Vom Caciadur zum Scälin führte ein einfacher Grat. Wir konnten uns noch auf die Aussicht konzentrieren: Den Piz Buin im Unterengadin, das Tinzenhorn, den Piz Platta und die Südwände der Walliser Alpen. Auf dem nächsten Gipfel, dem Cima dal Cantun, entschieden wir über den heutigen Biwakplatz. Geplant wäre das Biwak unterhalb im Passo dal Cantun gewesen, wir wollten aber weitergehen bis auf den Cima di Castello, damit uns dieser Aufstieg nicht am nächsten Morgen bevorstand. Statt weiter über den Grat zu gehen, wählten wir jedoch einen einfacheren Weg. Wir stiegen ab über den Gletscher bis zu dem kleinen Sattel, der Bocchetta dal Castel, und folgten von dort dem Westgrat bis auf den Castello.
Um 19.00 Uhr kamen wir an. Der Gipfel war oben flach und es hatte sogar fliessendes Schmelzwasser, das wir zum Kochen gebrauchen konnten. Als die Sonne unterging, färbte sich das Meer von Bergspitzen vor uns blau und rot.
Über die Rasica bis zum Torrone Centrale
Am nächsten Morgen brauchten wir etwa zweieinhalb Stunden fürs Abseilen vom Castello bis in den Sattel, den Colle del Castello. Dort teilten wir uns auf. Ein Teil der Gruppe stieg mit Wendelin ab bis zur Fornohütte. Sie machten am nächsten Tag von dort eine Tour. Wir waren von da an nur noch zu fünft, zwei Zweierseilschaften und der Bergführer David. Wir überquerten den messerklingenartigen Grat, den wir am Vorabend gesehen hatten, bis zur Punta Rasica.
Bis dort hatte Silbernagel den Weg in seinem Führer beschrieben. Der nächste Teil bis zum Torrone Occidentale war nirgends mehr in der Führerliteratur zu finden. Der Torrone Occidentale ist der westlichste Gipfel der Torrone Gruppe. Von dort macht der Grat eine S-Kurve bis zum mittleren Torrone, dem Torrone Centrale. Als Dritter folgt im Osten der Torrone Orientale. Ab dem Cima di Castello, wo wir an diesem Morgen starteten, bildet der Grat die Landesgrenze zwischen der Schweiz und Italien.
Um 17.00 Uhr erreichten wir den Torrone Occidentale. Wir hielten Ausschau nach einem Biwakplatz für die Nacht: Wir mussten bis zu einem Schneefeld weitergehen, damit wir Wasser hatten zum Kochen und Trinken. Also kletterten wir runter vom Torrone Occidentale und kamen in einen Sattel. Dort suchten wir den weiteren Weg: auf der Nordseite konnten wir nicht entlang des Firnes gehen, der Schnee war viel zu weich. Über den Grat zu klettern war ebenfalls nicht möglich. Schliesslich seilten wir uns auf der Südseite etwa 20m ab und kletterten einem Band entlang bis zum Fuss des Torrone Centrale. Dort konnten wir unsere Flaschen mit Schnee auffüllen. Nun stand uns noch der Aufstieg auf den Torrone Centrale bevor. David kletterte voraus. Als er oben war, hörten wir ihn rufen. Er hatte einen super Biwakplatz gefunden! Um 20.30 Uhr, als gerade der Mond aufging, waren wir alle auf dem Torrone Centrale.

“Überschreitung schwierig, Umgehung heikel”, die Lokomotive
Am Morgen begrüsste uns die Sonne, die über dem Berninamassiv aufging. Während des Morgenessens beobachteten wir die andere Gruppe, die mit Wendelin von der Fornohütte über den Gletscher zum Torrone Orientale aufstieg. Wir freuten uns, dass wir bereits hier oben waren und meinten, wir würden vor den anderen auf dem Torrone Orientale sein. Es kam jedoch nicht, wie wir uns das in jenem Moment vorstellten. Bis Torrone Orientale mussten wir nämlich an zwei Felsformationen auf dem Grat, der Lokomotive und der Kleopatra, vorbeikommen. Zur Lokomotive meinte Silbernagel in seinem Führer: “Überschreitung schwierig, Umgehung heikel.” Viereinhalb Stunden brauchten wir, um an Lokomotive und Kleopatra vorbei bis auf den Torrone Orientale zu kommen. Die anderen waren bereits wieder am Abstieg, als wir ankamen. Nach dem Abseilen entschieden wir uns, weiterzugehen bis zum Monte Sissone, wo der Grat aufhört. Wir wollten uns die Gelegenheit, den gesamten Grat zu überschreiten, nicht entgehen lassen. Bis zum Sissone waren wir schnell unterwegs. Meistens gingen wir am kurzen Seil. Eine Herausforderung war das brüchige Gelände. Im letzten Teil bis auf den Sissone gab es ein paar anspruchsvollere Kletterpartien. Wir freuten uns sehr, als wir auf dem Monte Sissone waren! In Maloja, 1500 Höhenmeter tiefer und etwa 12km entfernt von da, erwischten wir um 19.45 Uhr den Bus, der uns zurück Richtung Camping führte. Dreieinhalb Stunden hatten wir für den Abstieg. Für unsere Füsse war es eine mehr oder weniger angenehme Joggingtour ins Tal.

Aktive Erholung vor der Heimreise
An diesem Morgen nahmen wir es gemütlich. Gegen Mittag erreichten wir den Klettergarten beim Bunker am Silsersee. Wir kletterten und waren beschäftigt mit den zwei Aufgaben, die uns David und Wendelin stellten: Bei der ersten Aufgabe hing jemand unter einem Überhang im Seil und kam nicht mehr selbständig an den Fels. Sein Kletterpartner war am Standplatz etwas unterhalb und musste ihn retten. Bei der zweiten Aufgabe war der Kletterin beim Abseilen ein Stein auf den Kopf gefallen und sie hing bewusstlos am Seil. Ihre Kletterpartnerin war am Stand unter ihr und musste sie retten. Wir lernten, wie wir in solchen Situationen handeln. Den Abend genossen wir in vollen Zügen beim Pizzaessen in Chiavenna!
Heute verabschiedeten wir uns vom Bergell. Auf dem Heimweg klettern wir noch ein paar wunderschöne Routen! Zum Abschluss repetierten die Teilnehmer des RZB, die schon länger dabei waren, ein paar technische Tricks beim Abseilen und führten sie uns, die neu dabei waren, vor. David erklärte uns zudem das Sichern mit Knotenschlingen und wir sprachen über den Sinn vom Gehen am kurzen Seil. Danach verabschiedeten wir uns. Es war eine super Woche mit sehr eindrücklichen Erlebnissen!
Regionalzentrum Bergsteigen Ost
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