Zuerst Regen dann Sonne – und unglaublich gute Stimmung an den neunten Backcountry Weeks in Davos
Splitboarden fernab vom Neujahrstrubel
Reisebericht Norwegen
Bericht von Elena Könz (Go Vertical Ambassador)
Fahrt durch Sturm und Nacht: Ein Wintersturm fegt über Norwegen als mein Freund, Noah Eichenberger, und ich bei Arctic Campers unser neues Domizil auf Rädern übernehmen. Im Gepäckraum sind unsere Splitboards und mehr als eine Portion Abenteuerlust. Ziel unserer einwöchigen Reise sind die majestätischen Fjorde der Sunmøre Alpen, ein Hotspot für Skitouren im Frühjahr, den wir in der Ruhe der Weihnachtszeit erkunden wollen.
Während der nächtliche Fahrt nach Ørsta fahren wir durch eine fast unwirklich anmutende Landschaft, die sich im Scheinwerferlicht nur erahnen lässt. Der Wind rüttelt am Camper und der Schneefall schränkt die Sicht erheblich ein, sodass jeder Lichtschein oder das gelegentliche Auftauchen anderer Fahrzeuge uns ein Gefühl der Erleichterung gibt.
In der Morgendämmerung bekommen wir die ersten Fjords zu sehen, das Salzwasser und die kalte Luft lassen einen mystischen Rauch entstehen und die Bäume am Wasser sind mit einem Eismantel eingepackt. Wir sehen die ersten Schneeberge – die Höchsten ragen bis über 1400 m ü. M. aus dem Meer hinaus. Wir sind überwältigt und voller Vorfreude. Nach einem warmen Frühstück – der Porridge-Klassiger – begeben wir uns sogleich auf die erste Tour. Ziele sind ein Gespür für die Verhältnisse zu bekommen und natürlich die Aussicht auf die umliegenden Fjorde zu geniessen.
Brauchbare Tools für das Touren im Norden: Für die Tourenvorbereitung und Navigation im Gelände nutzen wir Fatmap und Varsom. Auf Fatmap finden wir detaillierte Beschreibungen von Touren, die von der Community geteilt werden. Varsom ist eine norwegische App mit Lawinenbulletin, Karten und von Privatpersonen geteilten Lawinenbeobachtungen und Schneeprofile. Ebenfalls ist das Lawinenbulletin von den meisten Regionen Norwegens auf der App Snowsafe zu finden. Leider sehen wir, während unsere Zeit keine Nordlichter – dank der App Aurora-Prognose wissen wir, dass wir «leider» ruhig durchschlafen dürfen.
Pulver im Couloir: Ein Highlight auf unseren Touren ist zweifellos die Entdeckung eines Couloirs im Tal vor Sæbø, ein kleines Dorf direkt am Meer. Als wir nach dem Aufstieg in das windgeschützte Couloir reinsehen, ist die Freude riesig. Der Fakt, hier allein in einem fremden Land zu sein, als erste in dieses wunderschöne Cuoloir Spuren zeichnen zu dürfen macht das Ganze zusätzlich abenteuerlicher. Oben angekommen sind Noah und ich so ruhig wie selten und eine positive Anspannung liegt in der Luft. Der Schnee ist wunderbar pulvrig, dass oben steile Couloir öffnet sich weiter unten für grosse Turns. Diese geniesse ich besonders im schönen Licht der tief stehenden Sonne. Die Aufnahmen der Abfahrt, die uns nachdrücklich in Erinnerung bleibt:
Eine kalte Nacht, die dank einer Weihnachtsbeleuchtung nicht ganz so kalt ausfällt: Nach einem unvermeidbaren Besuch im Saunahäuschen in Sæbø und einem Sprung ins Meer freuen wir uns auf eine gemütliche Nacht. Da in Norwegen das «wild» Campen offiziell erlaubt ist wählen wir einen grossen Parkplatz vor dem Gemeindehaus. Mitten in der Nacht wache ich auf – dir Raumtemperatur ist 12°. Die Batterie ist leer und der Camper heizt entsprechend nicht mehr. In der Not stecken wir die Weihnachtsbeleuchtung des Gemeindehauses aus und unseren Camper ein. Da die einzige Strasse direkt am Gemeindehaus vorbeiführt und die – nun erloschene Beleuchtung – nicht zu übersehen ist, werden wir unfreiwillig zum Gesprächsthema in Sæbø. Am frühen Morgen, als wir uns für die nächste Tour bereit machen, klopft ein Mann an unserem Fenster. Er bietet uns an, die nächste Nacht auf seinem Grundstück verbringen zu dürfen. Mit einem Lachen fügt er hinzu, dass Strom bei ihm kein Problem sei. Nach einer weiteren wunderschönen Tour schauen wir im Internet, ohne grössere Erwartungen, den Ort an, den uns der Mann als sein Eigen genannt hat. Auf der Website https://hustadnes-fjordhytter.no sehen wir Fotos von einer Sauna und einem mit Feuer geheizten Hot-Tub direkt am Fjord. Dort angekommen werden wir vom freundlichen Besucher vom Morgen begrüsst. Er erzählt voller Stolz, dass er fast alles selbst gebaut hat – Sauna, Pool, Hütten, usw. Wir dürfen den Abend dann sogar mit einem Bad im Hot-Tub und zwei Sauna Gängen ausklingen lassen.
Am nächsten Tag entscheiden wir uns spontan, die kostenlose Fähre auf die andere Seite der Bucht zu nehmen und besteigen den Gipfel Maudekollen. Die vielen Sträucher im Tal, durch die wir uns beim Auf- und Abstieg kämpfen müssen, lassen uns fast verzweifeln. Im Frühling sind diese Sträucher wohl unter dem Schnee, im Januar werden sie für uns jedoch zu einer nervenaufreibenden Herausforderung. Auf dem Gipfel geniessen wir den Ausblick über den Fjord. Dies im allerletzten Sonnenlicht knapp nach 12:00 Uhr, ist unvergesslich.
Fazit: Für uns ist es ein besonderes Erlebnis, das wir gerne wiederholen würden. Wer einsame Bergegipfel, lange Nächte und kalte Tage geniesst, gerne sauniert und im Anschluss ins Meer hüpft, ist im Winter des norwegischen Fjords sehr gut aufgehoben.
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