Tipps und Tricks rund um den Kauf von Splitboard Equipment
Über Gipfel und Grenzen
X-Alps – das härteste Abenteuerrennen der Welt
Reto Reiser
Dieses Jahr durfte ich als einer von 4 Schweizern am RedBull X-Alps, dem prestigeträchtigsten Anlass in der Gleitschirmszene teilnehmen. Dabei muss/darf man eine Strecke von 1200 km quer durch die Alpen zurücklegen, dies nur zu Fuss oder mit dem Gleitschirm. So habe ich zusammen mit den 30 besten Hike&Fly Athleten aus der ganzen Welt die Alpen umrundet. An schlechten Tagen läuft man 16 Stunden im Regen mit dem Rucksack einer Hauptstrasse lang. Wieso macht man so was? Ein kleiner Rennbericht.
Der Wettkampf findet alle 2 Jahre im Sommer statt, im Oktober 2022 wurden die Athleten selektioniert. Man muss sich Bewerben und gute Resultate in anderen Wettkämpfen vorweisen können, eine klassische Qualifikation gibt es nicht. Natürlich ist eine entsprechende Grundlagenausdauer und Flugerfahrung Voraussetzung, in den 7 Monaten nach der Selektion kann man eigentlich nur noch einen Feinschliff machen.
Im Frühling 2023 wurde dann die Route vorgestellt. Diese ist in jeder Ausgabe etwas anders. Rund 10 Wendepunkte müssen in einer vorgegebenen Reihenfolge zumeist am Boden besucht werden. Dieses Jahr waren es rund 1200 km Luftlinie, von Kitzbühel in Österreich mit einigen Schlenkern einmal um den Mont Blanc und wieder zurück. Bei gutem Wetter fliegt man möglichst viel und ist so natürlich deutlich effizienter unterwegs als zu Fuss. Eine Mindestausrüstung von gut 6 kg muss immer selbst getragen werden. Mit dabei hatte ich 3 Supporter in 2 Camper Vans, welche sich um Wetter, Taktik, Verpflegung und alles Sonstige kümmerten.
Dieses Rennen kann man in einem einzelnen Artikel unmöglich als Ganzes erklären, dafür reicht nicht einmal ein 60-minütiger Vortrag. Ich möchte aber auf die Strecke rund um meine Heimat Chur etwas genauer eingehen.
Wir hatte perfektes Wetter und konnten viel Fliegen, so konnten wir pro Tag rund 200 km Luftlinie zurücklegen. Die zweite Nacht habe ich kurz vor der Schweizer Grenze im Engadin verbracht. Der dritte Tag begann um 5 Uhr in der Früh mit einem Porridge «to go». Gegessen habe ich immer im Gehen, um keine Zeit zu verlieren. Kurz nach 9 Uhr hatte ich dann bereits die Erste Thermik und konnte das Unterengadin hochfliegen, vorbei an Scuol in Richtung Wendepunkt Piz Buin. Den Zylinder vom Wendepunkt konnte ich problemlos durchfliegen und Richtung nächstem Wendepunkt (Fiesch beim Aletschgletscher) weiterfliegen. Glücklicherweise konnte ich mit 10 Metern Reserve gerade so durch das Verstanclator Fliegen und nach Klosters ausgleiten. Von dort gings dank guter Thermik direkt weiter, am Weissfluhjoch vorbei das Schanfigg heraus und dann über Chur an den Calanda. In diesem heimischen Gebiet war ich sehr schnell unterwegs und konnte zur Spitzengruppe aufschliessen. Leider wurde ich in Flims durch eine Gewitterzelle ausgebremst und musste zwischenlanden. Ausgerechnet dort, wo ich aufgewachsen bin und jeden Stein kenne.
Im Prinzip kann man mit dem Gleitschirm gut durch den Regen fliegen. Es ist wie Velofahren, im Regen machts einfach keinen Spass. Wenn es jedoch richtige Sommergewitter hat, dann entstehen sehr starke Gewitterböen, sodass man in dieser Nähe nicht mehr in der Luft sein möchte.
Das Risikomanagement ist ein sehr wichtiges Thema bei solchen Wettkämpfen. Eigentlich ist Hike&Fly keine Sportart, welche sich für einen Wettkampf eignet. Denn wer Risiko eingeht, wird häufig dafür belohnt und muss z.B. bei zu viel Wind nicht vom Berg wieder runterlaufen. Davor hatte ich davor den grössten Respekt, denn im Wettkampfmodus neigt der Mensch dazu unüberlegt und riskant zu handeln. Schlussendlich bin ich meiner Linie aber treu geblieben und habe in den entscheidenden Situationen mich für die sicherere Variante entschieden, auch wenn ich dabei häufig von anderen Athleten überholt wurde. Wie beispielsweise in Flims, als ich den Regen abgewartet habe, während andere durchgeflogen sind.
Schlussendlich konnte ich nach 7 Tagen und 3 Stunden auf einem Floss als Ziel landen. Sehr glücklich und zufrieden mit dem geleisteten und erlebten. Dank dem aussergewöhnlich guten Flugwetter war ich bis am Schluss ohne Blasen oder sonstigen körperlichen Beschwerden. Ich musste in den 7 Tagen nur 210 km zu Fuss absolvieren. Eigentlich hatte ich mich auf mindestens das Doppelte eingestellt. Was für ein tolles Erlebnis!
Vortrag in Flims
Wer noch mehr von Reto’s Abenteuer am RedBull X-Alps hören möchte, dem empfehlen wir wärmsten seinen Vortrag in Flims am 17.11.2023.
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